Mama hat Corona

Ja, mich hat es die letzten Wochen erwischt. Aber kein Corona, sondern nur ein grippaler Infekt, der mich aber trotzdem in die Knie zwang. Ich war mir nicht so sicher, was schlimmer für mich war: Dass ich krank war oder die Gefahr meine Kinder anzustecken und somit Schule und Kindergarten zu riskieren. Es reicht ja derzeit schon ein leichter Schnupfen und man hat Panik, dass die Kinder wieder nach Hause geschickt werden. Und Erkältungsviren hatte ich zur Genüge.

Also, siegte die Vernunft und ich isolierte mich brav von meiner Familie. Mein Mann übernahm so gut es ging und wenn die drei zu Hause waren, zog ich mich in den „Westflügel“ zurück und langweilte mich alleine zu Tode. Am ersten Tag fand ich es noch ganz entspannend, aber ab Tag zwei wurde die Laune genauso frisch und erquickend wie mein Gesundheitszustand. Während der Mahlzeiten schaltete ich mich via FaceTime zu und ansonsten versuchte ich soweit alles vorzubereiten und abzuarbeiten, wenn die drei unterwegs waren.

Es dauerte wirklich über eine Woche, dass ich mein Quartier wieder verließ und auch jetzt bin ich gefühlt noch nicht bei 100% Fitness, aber es geht bergauf. Nach ca. 1,5 Wochen war ich auch endlich wieder in der Lage, meine Kinder zu bringen und abzuholen. Aber das war wohl nicht die beste Idee, wie sich schnell herausstellte.

Ich unterhielt mich im Kindergarten gerade mit der Erzieherin, als meine Tochter panisch angerannt kam: „Du darfst nicht so nah an meiner Mutter stehen – die hat Corona!“ Der Blick der Erzieherin war nur minimal panisch. Ich klärte dann entsprechend auf und alles war gut, aber meine Tochter schirmte mich brav ab. Nicht, dass mir noch was passierte, schließlich hatte ich ja Corona…NOT 

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The winner takes it all…

Nachdem ein gewisses Kleinanzeigen-Portal mein neuer, bester Freund ist und ich nicht nur günstig eine Tischtennisplatte, sondern auch noch einen Kicker erstanden habe, steht bei uns Zocken jetzt täglich auf dem Programm. Mein Sohn liebt Fußball und auch beim Kickern hat ihn der Ehrgeiz gepackt, allerdings mehr als mir lieb ist…

Natürlich ist es für ihn mit seinen sechs Jahren schwieriger zu spielen, als für mich. Also halte ich mich brav etwas zurück, wobei mir das SEHR schwer fällt. Ich hasse es zu verlieren, aber in diesem Fall sind meine Muttergefühle größer als mein Ehrgeiz. Also übe ich mich in vornehmer Zurückhaltung. Natürlich kann es sein, dass ich das ein oder andere Tor erziele, was dann gleich zu Dramen führt: „Du bist viel besser als ich!“, „Ich kann das nicht!“ bis hin zu „Ich bin so doof!“ Ich schreite natürlich ein und erkläre ihm, dass ich mehr Erfahrung habe, es als Erwachsener leichter ist und es doch um den Spaß gehen soll und nicht nur ums Gewinnen.

Doch so schnell wie die Stimmung sinkt, kann sie auch wieder durch die Decke gehen. Schießt er mehr als drei Tore am Stück, ist er nicht mehr zu bremsen. „Ich bin der Beste. Du kannst ja überhaupt nichts!“, „Mama ist die schlechteste Kicker-Spielerin. Ich spiele nur noch mit Papa, denn so ist es ja langweilig. Ich gewinne jedesmal.“ Ich spüre nur, wie meine Halsschlagader langsam zuckt und ich wüsste, dass ich zu gerne, einfach drauf los spielen würde und ihn in seine Schranken weisen. Aber ich bin ja vernünftig und habe mich im Griff. Also rein theoretisch…Nachdem mich beim letzten Monopolyspiel der Ehrgeiz überkommen hat und es fast zu Tränen führte, habe ich mir dieses Mal fest vorgenommen, mich nicht provozieren zu lassen. Ich spiele also schlecht weiter und sage mir innerlich brav mein Mantra auf: „Er ist nur ein Kind, lass ihn gewinnen, sei eine gute Mutter.“ Während ich also mehr mit mir innerlich kämpfe, als auf dem Platz, geht mein Sohn enttäuscht zur Tischtennisplatte.

„Er ist nur ein gut! Sei eine gute Mutter! Er ist nur….“ – möge mein Mantra gewinnen

Habe ich doch was falsch gemacht? „Was ist los,“ frage ich besorgt. „Spielst du vielleicht besser Tischtennis als Kicker,“ fragt er mich hoffnungsvoll. Meine Halsader ist nun kaum mehr unter Kontrolle. „Ja, ich spiele ganz gut Tischtennis.“ „Das hast du vom Kickern auch gesagt….“

„Wann essen wir mal wieder den weißen Freund vom Brokkoli?“

Kinder und Essen sind ein Thema für sich. Ich weiß, dass viele Eltern damit kämpfen, dass der Nachwuchs überhaupt etwas isst und dann bitte nicht nur Süßigkeiten. Jeder hat da so seine Marotten und auch meine Kinder sind kulinarisch echte Experten. 

Feinschmecker unter sich

Wenn man ihnen die Wahl lassen würde, würden sie jeden Tag wohl nach Pommes und Checken Nagels – auch bekannt als Nuggets – schreien. Doch natürlich gibt man sich sehr viel Mühe, um ihnen auch andere Köstlichkeiten schmackhaft zu machen. Am besten bindet man sie dazu ein – wie ich aus schlauen Büchern gelernt habe. Gesagt, getan – es wurde gemeinsam Pizza gemacht. Alles lief wunderbar, sie waren so motiviert und belegten sich ihre Pizza-Rohlinge nach Lust und Laune. Meine Hoffnung stieg, dass diesmal keine Reklamation kommen würde. Doch weit gefehlt. Die Pizza kam auf den Tisch und nach einem kritischen Blick wurde enttäuscht festgestellt: „Iiiihhh, der Käse ist flüssig – das mag ich nicht!“ Ein voller Erfolg. Und was liegt nahe an Pizza, ist aber ohne Käse? Richtig die Feuerschnitte! Wer jetzt keine Feuerschnitte kennt, ist kein echter Gourmet. Es gibt sie beispielsweise nach Elsässer Art und in vielen anderen Variationen. Manch einer kennt es vielleicht auch als Flammkuchen, aber bei meinen Kindern ist nur Feuerschnitte hängengeblieben, was bei der Bestellung bei manchem Kellner zur Verwunderung führen kann…

Ein großer Vorteil, was bei meinen Kindern auch immer geht: Rohkost und Gemüse und das in möglichst purer Form. Seit neustem ist der weiße Freund vom Brokkoli ganz hoch im Kurs: Blumenkohl. Im Sommer zur Beerenzeit auch diese, doch das war nicht immer so einfach. Meine kleine Tochter hatte sich in den Kopf gesetzt, dass sie Kompott essen wollte. Ich dachte natürlich an Erdbeer-Kompott und bereitete diesen zu. Fand ich persönlich naheliegend, aber der im Kindergarten war wohl anders. „Der ist weiß und mit Tomate,“ protestierte sie. Ich gab auf.

Seit ein paar Wochen gehen beide nicht mehr gemeinsam in den Kindergarten, da mein großer jetzt ein Schulkind ist. Essen ist nach dem Tag ein großes Thema für beide – nahezu ein Wettkampf. Sie haben noch nicht gemerkt, dass sie beide den selben Caterer haben, was zu großartigen Diskussionen führt. „Bei uns gab es heute Wurscht mit Soße,“ sagt meine Tochter begeistert, doch mein Sohn kann kontern: „Bei uns gab es Currywurscht!“ Die Kleine macht große Augen: „Aber bei uns gab es dazu Kartoffeln!“ Mein Großer freut sich: „Bei uns auch.“ Beide erinnern mich etwas an Beavis and Butthead aus den 90ern. Am nächsten Tag rannte meine Tochter zur Nachmittagsbetreuung: „Bei uns gab es heute Pfannkuchen!“ „Cool – bei uns auch!“ Gleich hatten Beavis und Butthead 2.0 große Freude und brachen sich einen ab. „Welch ein Zufall!“, dachte ich bloß.

Doch die kulinarischen Köstlichkeiten im Kindergarten kommen nicht immer so gut an. Mein persönliches Highlight war, als mir mein Sohn von den Spätzlen mit Käseschleim und schwarzem Speck erzählte. Das schien richtig lecker gewesen zu sein. Dafür war aber die Erbsensauce – nicht Suppe – richtig gut, denn die war ganz lecker und ohne Schleim! 

„Ich wünsche mir eine Dobbe!“

Jetzt ist es fast ein knappes dreiviertel Jahr her, dass wir uns von unserem Hund nach über 16 gemeinsamen Jahren verabschieden mussten. Damit er sich nicht länger quälte, mussten wir ihn schweren Herzens gehen lassen. Doch auch nach dieser Zeit herrscht nicht wirklich Ruhe bei uns daheim in Bezug auf einen Hund.

Jeder war sich eigentlich relativ sicher, dass ich die Erste bin, die sich nach einem Ersatz und einem neuen Familienmitglied umschauen würde. Ich gebe zu, dass ich schon die Seiten der Tierheime beobachte, aber so wirklich zum letzten Schritt entschließen, konnte ich mich noch nicht. Zu groß ist einfach noch die Lücke, die da ist, und auch der Abschiedsschmerz ist bei mir nach den Monaten doch noch präsenter als ich gedacht habe. 

Doch es geht ja nicht nur um mich, sondern um die ganze Familie. Meine kleine Tochter weiß ganz genau, was für ein neues Haustier sie will: „Ich will einen Hund wie Evil nur in pink und in ganz klein. Dann kann ich ihn mit der Flasche füttern. Oder einen Hasen. In ganz klein, der auch mit der Flasche gefüttert wird und für immer klein bleibt.“ Nun ja, dass könnte schwierig werden du solange sie sich mit ihrer Babypuppe zufrieden gibt…

Bei meinem Sohn wird es etwas komplizierter: „Weiß du Mama, was mein Lieblingshund ist?“ Ich dachte an den Dackel meiner Schwester, an einen Mischling wie Evil, aber sein Lieblingshund hätte ich so nicht erraten. „Weiß ich nicht. Verrätst du es mir?“ „Eine Dobbe!“ Ich musste lachen: „Eine Dobbe? Die Hunderasse kenne ich gar nicht.“ Ich stellte mit eine Dogge gepaart mit einer Robbe vor. Spitzenkombination. „Diese ganz großen Hunde. So wie Opa die hat.“ „Das sind Deutsch Drahthaar.“ „Meinetwegen auch die.“

Die Lage war verzwickt weder pink noch Dobbe oder ein anderer Ersatz konnte uns richtig glücklich machen. Also habe ich den Entschluss gefasst, dass wir, und insbesondere ich, noch nicht bereit sind, diese Lücke zu schließen. Ach Evil, wenn ich damals gewusst hätte, wie sehr du mir fehlst, hätte ich unsere gemeinsame Zeit noch mehr wertgeschätzt als ohnehin schon. Du fehlst! 

Ich vermisse dich, Evil!

Habe ich es mit meiner Markenliebe übertrieben?

Das Schöne an Kindern ist, dass sie einem so oft – wenn auch ungewollt – den Spiegel vorhalten. Wenn meine Tochter mit ihren Puppen schimpft und der Satz fällt „Ich flippe gleich aus!“ – dann bekomme ich ein ganz leicht schlechtes Gewissen und erkenne mich nur ein ganz bisschen darin wieder. Doch neulich traf mich mein Spiegelbild doch sehr unverhofft.

Mein Sohn hatte einen Mückenstich und ich meinte nur, dass ich ihm gleich etwas Creme gegen das Jucken geben würde. Er schrie nur: „NEIN – ich will nicht, dass du mir Michael Kors drauf schmierst!“ Ich guckte ihn nur verdutzt an: „Was?“ „Kein Michael Kors – das brennt immer so.“ Ich versuchte ihn aufzuklären: „Nein, Michael Kors macht Taschen und auch Kleidung, aber keine Creme, die gegen Mückenstiche hilft.“ „Ist mir egal,“ protestierte er: „Ich will keinen Michael Kors.“ Richtig, dachte ich noch, denn den will Mama ja.

Ja, ich gestehe, MK macht mich glücklich!

Hatte ich es vielleicht mit der ständigen Wiederholung, was man Mama zum Muttertag, Geburtstag, Weihnachten und Co schenken sollte, übertrieben? War Michael Kors so präsent in seinem Kopf oder glaubte er wirklich, dass die Creme so hieß. Normalerweise kam er immer ganz stolz angelaufen und sagte nur: „Mama zum Geburtstag schenke ich dir Michael Horst!“ Fast dachte ich dann immer und korrigierte ihn brav: „Michael Kors nicht Horst! Und brav Papa sagen!“

Ja, ich gestehe! Ich mag Michael Kors und könnte mir monatlich eine neue Tasche kaufen. Jeder hat sein Laster, aber das jetzt die Mückenstich-Creme so hieß, missfiel mir schon. Dass unser Busch Rüdiger getauft wurde, das unbekannte Pferd auf der Weide nebenan Goofy hieß – damit konnte ich leben, aber nicht mit Michael Mücke Kors. Hinterher kommen sie noch auf dumme Gedanken und wenn ich sage, dass ich mir einen kleinen Kors wünsche, habe ich einen Autan-Vorrat für die nächsten zehn Jahre…Ab jetzt wieder Zurück-Konditioniert. Mücke bleibt Mücke und Kors bleibt Kors 😉 #Werbung, da Markennennung

Und jetzt alle…

Wenn deine Kinder selbst im Urlaub um 5:30 Uhr aufstehen, dann bist du sehr froh, wenn es endlich 19 Uhr wird und man so langsam anfangen kann, sie fertig zu machen und ins Bett zu bringen.

Doch jeden Abend um exakt 19 Uhr schallten laute Techno-Beats durch das Hotel und die Kinder-Disco war eröffnet. Das Wummern der Bässe trug nicht gerade dazu bei, dass sich meine Kinder in den Schlaf wiegen ließen. Wir sahen nur wie im Nachbargebäude viele aufgeregte kleine Kinder ihre Arme zum Himmel reckten und munter auf und ab sprangen.

Meine Kinder interessierte das nicht – sie waren müde. Und während sie bald fröhlich schliefen, hatte sich der Bass in mein Gehör gefressen. Ums, ums, ums….selbst das Tropfen des Regens schien sich dem Bass angepasst zu haben. Und so feierte ich innerlich jeden Abend ab 19 Uhr eine Party. Es klang auch gefühlt jeden Abend gleich. Normalerweise war dann um 20 Uhr die Kinderdisco beendet und das Programm für die Erwachsenen begann. Doch während Jazz-Musik angekündigt war, klang es für mich immer noch eher wie ein Hit der Vengaboys. Oho oho…

Und so sehr mir der Regen den Urlaub an der Ostsee und einen entspannten Strandurlaub verhagelte, so hatte er auch was Gutes. Normalerweise fand die Kinderdisco nämlich rund um den Pool und somit direkt vor unserem Balkon statt. Leider musste sie aufgrund des Wetters nach drinnen wechseln. Was ich zutiefst bedauerte, nachdem ich fast eines Todes gestorben bin, nachdem ich nichtsahnend eine Gruppe von Menschen passierte, als die Animateurin mal kurz zum Megafon griff. Des einen Leid ist des anderen Freud. Und nach zwei Tagen Dauerregen und Sturm bin ich auch bereit, den Pool morgen Abend mit meinen Discofreunden zu teilen, wenn sich dafür mal kurz die Sonne blicken ließe! 

Hallo!!!

Es war mir das erste Mal am Strand aufgefallen, dass ein junger, etwas untersetzter Herr mit dem Kinderwagen durch den Sand schob und immer wieder zu unseren Liegen guckte. Er kam mir vor wie ein Adler, der um seine Beute kreiste. Aber ich war ja im Urlaub, wo man entspannt ist – also sagte ich nichts. Auf einmal fing mein Mann fröhlich an zu winken: „Hallo?“ Und wer winkte fleißig zurück??? Natürlich – der Mann mit Kinderwagen im Sand!

Sonne, Strand und Starker – absoluter Traumurlaub…

„Woher kennst du den?“, fragte ich skeptisch. „Den habe ich gestern im Spielzimmer getroffen. Die kommen aus Erfurt.“ „Aha,“ nickte ich zustimmend. Namen wurden überbewertet, Herkunftsstadt ist alles, was man wissen muss. Erfurt fuhr also fleißig weiter durch den Sand und konnte sich nie so ganz von uns lösen. Als wir den Anschein machten, langsam die Liegen zu verlassen und Richtung Hotel zurückzugehen, machte auch er Umkehr und trottete Richtung Strandaufgang. Welch Zufall, dass man sich gerade dort traf. Mein Mann blieb natürlich brav stehen und so konnten München und Erfurt noch ein kurzes Pläuschchen halten. Am Abend war Erfurt bereits mit seiner Familie im Restaurant und rief uns schon von weitem zu: „Neben uns ist noch ein Platz frei.“ Ab hier nahmen die Ereignisse ihren Lauf. Tag zwei im Urlaub und es gab keine Mahlzeit mehr, die wir nicht nebst Erfurt und Familie zu uns nahmen. Sie waren ganz nett, aber so ganz geheuer war mir die Sache noch nicht.

Mein Sohn machte beim Abendbrot eine unbedachte Äußerung: „Wir gehen gleich noch ins Schwimmbad!“ Ich sah nur das Blitzen in Erfurts Augen und war mir sicher, dass sich nach dem Essen noch jemand auf den Weg zum Schwimmbad machen würde. Und genauso kam es. Als wir ins Bad kamen, schwamm Erfurt schon fröhlich im Becken: „Hey, ihr auch hier?“ „Wie witzig,“ dachte ich noch. In diesem Moment war ich sehr froh, dass sie nicht unsere Zimmernummer kannten. Die Familie war sehr nett, aber so manches Mal war es auch etwas spooky. 

Wenn wir abends von unseren Tageserlebnissen berichteten, war uns Erfurt meist schon einen Schritt voraus. „Wir waren heute im Hafen in Kolberg!“ „Ich weiß, wir haben euch gesehen,“ antwortete er meist. „Danach waren wir am Strand.“ Und na klar, welche Antwort folgte: „Wissen wir, wir haben euch gesehen.“ Auch wenn wir gar nichts erzählten, schienen sie uns immer dicht auf den Versen zu sein. „Ihr ward heute wieder im Hafen, oder?“ „Ja!“, antworteten wir noch nichtsahnend. „Wir haben euer Auto gesehen. Wir haben uns gedacht, dass ihr bestimmt mit einem der Schiffe rausgefahren seid. Wir haben auch die Schiffe alle abgelaufen und geguckt, aber wir konnten euch nicht finden.“ So ein Pech aber auch…

Erfurt war aber nicht das einzige Urlaubs-Accessoir, dass mich manchmal etwas verzweifeln ließ. Er war ja ganz nett und auch unterhaltsam. Immerhin schrie er nicht wie ein Amphetamin auf Ecstasy. Davon gab es leider auch einige…to be continued

Möge die Schlacht beginnen

Ach, auf ein leckeres Abendessen freute ich mich sehr und ich war froh, dass wir diesmal Halbpension hatten und nicht noch nach einem Restaurant suchen mussten. Die Werbung im Hotel war vielversprechend, denn das Restaurant stand für Slow Cooking und Genuss. Es war noch recht früh am Abend und wir ausgehungert von der Fahrt. Hoffentlich würden wir nicht die einzigen sein, die sich um diese Uhrzeit zum Essen verirrten. Diesen Gedanken sollte ich ganz bald bereuen…

Wir öffneten die Tür zum Restaurant und ich hatte mehr das Gefühl, als würde ich einen Indoor-Spielplatz betreten – zumindest was die Lautstärke betraf. Es stand ja nichts von Ruhe auf der Werbung 😉 Wie in einem Ameisenhaufen rannten viele hungrige Menschen – von jung bis alt – wild durcheinander und beluden sich die Teller mit verschiedenen Spezialitäten. Erschlagen von der Lautstärke und der Hektik suchten wir uns einen Tisch, was nicht leicht war. Irgendwann fanden wir im zusätzlich aufgestellten Zelt noch vier freie Plätze. Ich wollte mir eigentlich nur einen Überblick über die Speisen verschaffen, doch schnell wurde mir klar: Das hier hatte nichts mit Genuss zu tun – die Lage war ernst! Jeder war sich selbst am nächsten und jedermann lädt auf so viel er kann! Vielleicht würde ja ab morgen Lebensmittelknappheit herrschen. 

Wer die Wahl hat, hat die Qual? Denkste – einfach rein damit!

Der Strom riss mich vorbei am Salatbuffet und verschiedenen warmen Speisen. Ich erkannte teilweise gar nicht, was ich vor mir hatte, ich lud auf. So merkte ich, dass es kein Rotkohl war, den ich mir aufgeladen hatte, sondern rote Beete. Egal – rein damit! Die ganze Hektik veranlasste mich dazu noch schneller zu essen als ohnehin schon. Meine Kinder waren komplett überfordert und entschieden sich für trocken Brot. 

Mein persönliches Highlight folgte mit dem Dessert. Ich hatte schon Magenschmerzen vom schnellen Essen, zog aber für meine Tochter noch einmal in den Kampf. Sie wollte Wackelpudding – wie gefühlt alle anderen Kinder auch. Zwei Gläser der Begierde waren noch übrig, doch ich machte einen entscheidenden Fehler. Ich war irritiert, ob das eine Glas schon einmal probiert wurde. Am Rand klebte eine undefinierbare Masse. Doch dieses Ablenkungsmanöver war mein Verderben. Ehe ich mich versah griffen rechts und links von mir zwei kleine Hände beherzt zu und nahmen gleich den ersten Löffel noch am Buffet zu sich. „Jetzt noch einmal voller inbrunst über das restliche Kuchenbuffet husten, und die anderen haben auch noch Freude an eurem fehlenden Mundschutz,“ schnaubte ich innerlich in mich rein.

Warum auch immer war mein Appettit vergangen und ich brachte die frohe Kunde meiner Tochter. Alle waren etwas enttäuscht, nur mein Mann hatte gleich Bekanntschaft mit dem Nachbartisch geschlossen. Ein weiterer fataler Fehler, wie wir am nächsten Tag vielfach feststellen durften…To be continued

Urlaubszeit = Entspannungszeit?

Ich bin zwar sehr gerne zu Hause, aber ab und an habe auch ich gegen einen kurzen Tapetenwechsel nichts. Allerdings sind meine Ansprüche an Urlaub in den letzten Jahren nicht unbedingt gestiegen, aber sie haben sich geändert. Mit Kindern zu verreisen ist eh noch einmal anders, weil man auch guckt, dass die Kinder Spaß haben. Diesmal dachte ich, dass ich einen guten Kompromiss gefunden habe und wir alle etwas von einem Resort an der Ostsee hatten. Es klang vielversprechend und ich sah entspannende Stunden auf mich zukommen. Bei der Ankunft war ich etwas erstaunt, dass unser Gepäck von jemandem aufs Zimmer gebracht und das Auto geparkt wurde. Vielleicht war es das, was meine Erwartungen in die Höhe schnellen ließ? Umso mehr schmerzte der Fall, als ich das Zimmer betrat. Ich hatte extra ein Family Deluxe Zimmer gebucht. Es sollten alle genügend Platz haben und sich jeder aus dem Weg gehen können. Nun ja, ein Zimmer war es, aber von Deluxe und Platz war keine Spur. Als es sogar schwierig wurde, unsere Koffer ins Zimmer zu bekommen, machte sich erste Verzweiflung breit.

Wer braucht schon Platz und Entspannung im Urlaub?

Was war schief gelaufen? War es meine zu hohe Erwartung? Das Zimmer bestand aus einem Doppelbett und daneben ein Beistellbett für Kinder bzw. ein Kind. Das füllte das komplette Zimmer dann auch schon aus. Unsere Koffer füllten Bad und Flur. Ich hätte auf der Stelle umdrehen und nach Hause fahren können. Mein Mann blieb ganz pragmatisch: „Wir haben ja ein Bett zu wenig!“ „Und etwas Platz zum Atmen fehlt auch. Das soll Family Deluxe sein? Was habe ich denn da gebucht?“ Sofort nahm ich mein Handy, um alles in der Buchung noch einmal nachvollziehen zu können. Wir brauchten nicht nur ein weiteres Bett, auch ein Zimmer mehr war nötig, damit ich nicht nach drei Tagen Amok lief. So sehr ich meine Kinder liebe, aber abends brauche ich Zeit für mich und einfach Ruhe. Die Vorstellung gemeinsam für die nächsten sieben Tage jeden Abend im Bett zu liegen, fühlte sich nicht wirklich nach Urlaub an.

Ich war bereit, nicht nur direkt nach Hause zu fahren, sondern auch ein paar Euros draufzulegen, wenn ich aus dieser Lage befreit werden würde. Mein Mann wusste, dass meine Nerven blank lagen und machte sich auf den Weg zur Rezeption, bevor ich die Heimreise antreten konnte. Relativ schnell kam er wieder und hatte gute Nachrichten im Gepäck. Es war ein Fehler und wir mussten ein Stockwerk höher. Ich hechtete die Treppen nach oben. Leichte Panik machte sich breit, dass auch dieses Zimmer mein wahrgewordener Alptraum sein könnte. Ich hatte wohl mehr was von einem Rugby-Spieler kurz vor dem Touchdown, denn das Putzpersonal machte mir sehr schnell Platz und sprang zur Seite. Ich schob die Schlüsselkarte vor den Sensor, drückte die Klinke nach unten und stellte mich meiner Angst 😉

Erleichterung machte sich breit, als ich mich zumindest schon im Flur bewegen konnte und nicht ein Matratzenlager erblickte. Zwei Zimmer, ausreichend Platz und ein Balkon mit Blick auf den Pool. Ich war sehr erleichtert. Allerdings wirkte der schlechte Start noch nach und ich kam nicht wirklich ins Urlaubsfeeling. Gestresst und müde von der Fahrt gingen wir erstmal zum Essen. Ein Fehler, wie sich kurze Zeit später herausstellen sollte…to be continued

Dress for success

Ich gehöre zwar zu den Menschen, die morgens die Augen aufschlagen und wach sind. Das heißt aber nicht, dass ich direkt am Morgen Drama und Diskussionen brauche. Doch meine Kinder haben einen starken Willen und gerade meine Tochter weiß, was sie will und setzt sich willensstark dafür ein. Das beginnt jeden Morgen mit der Kleidungsdiskussion. Meist übernimmt das mein Mann, doch als an diesem Morgen wieder hitzig diskutiert wurde, eilte ich zur Hilfe.

„Was ist denn los?“ „Ich will das blaue Kleid mit den roten Rosen anziehen,“ heulte meine Tochter. Ich dachte kurz nach und konnte mich an kein entsprechendes Kleid erinnern. „Meinst du das grüne mit den bunten Blumen?“ „Nein!“ Ich durchsuchte weiter fleißig den Kleiderschrank. „Hier das rosane mit den roten Blumen?“ Sie guckte mich böse an: „NEIN!“ Ich verzweifelte langsam: „Du hast kein blaues Kleid mit Blumen!“ „Habe ich doch!“ „Wo soll das denn sein? Im Schrank ist es nicht.“ Mein Mann schritt ein, da mein Frustrationslevel nach oben schnellte. „Vielleicht ist es in der Wäsche?“ Er rannte los und durchsuchte alles. Wie soll man denn ein Kleid finden, welches es gar nicht gab?

Er kam triumphierend wieder: „Ich habe es gefunden. Es hängt noch auf der Wäscheleine.“ Meine dreijährige Tochter guckte mich sehr vorwurfsvoll an: „Ich hab doch gesagt, dass ich ein blaues Kleid mit roten Blumen habe.“ Als ich es sah, fiel es mir wieder ein: „Ist ja gut. Das hatte ich vergessen,“ gestand ich ehrlich. Doch der Frieden hielt nicht lange. „Wir haben nur ein Problem,“ fügte mein Mann ein: „Es ist nass!“ „Das macht nichts,“ sagte meine Tochter schnell: „Ich ziehe es an und es kann an mir trocknen. Ich bin warm, aber ich habe kein Fieber.“ Der Blick ging wieder in meine Richtung. Ich war vielleicht immer etwas schnell mit dem Fieberthermometer…. Ich guckte meinen Mann an und wir beiden wussten, dass wir vor einer endlosen Diskussion standen würden, wenn das Kleid wieder zurück auf die Wäscheleine wandern würde.

Das Ende vom Lied: Mein Mann föhnte das Kleid und meine Tochter stand freudestrahlend daneben. Da hallte es auch schon aus dem anderen Kinderzimmer: „Wo ist meine gestreifte Unterhose? Ohne meine gestreifte Unterhose gehe ich nirgendwo hin!“ Ich hatte nichts gehört, verschwand in die Küche und brauchte erstmal einen Kaffee.