„Rüdiger muss leben!“

Ich weiß nicht, ob es an den 30 Grad und der Sonne liegt, oder ob die Kreativität meiner Kinder einfach mal wieder mit ihnen durchgegangen ist. Heute kam mein Sohn zu mir und verkündete stolz: „Mama, wir haben eine neue Lebensaufgabe: Rüdiger muss leben!“ Gab es ein neues Kind im Kindergarten dessen Name ich vergessen habe? Ist Rüdiger ein Kuscheltier, von dem ich nichts weiß? Wer oder was ist Rüdiger und warum muss er leben? Ist er krank? Fragen über Fragen, auf die ich keine Antwort bekam, denn die Mission Rüdigers Leben zu retten war im vollen Gang.

Wer sich fragt, wer oder was Rüdiger ist – hier kommt die Auflösung: Es gibt Rüdiger und es gibt viele kleine Rüdiger! Rüdiger kann tausende Eier abwerfen, aus denen dann kleine Rüdiger schlüpfen. Die Antwort ist also glasklar: Rüdiger ist eine Pflanze. Ich habe meine Kinder gebeten, dass Wasser aus unserem Pool aka Planschbecken zu schöpfen und die Blumen zu gießen. Aus dieser banalen Aufgabe wurde ein Kampf um Rüdigers leben. Wir haben Himbeeren, Blaubeeren, Johannbisbeeren, aber die echte Größe in unserem Garten scheint Rüdiger zu sein. Ein undefinierbarer Busch. Wir von der Tarantel gestochen rannten sie mit ihren wassergefüllten Eimern und gossen Rüdiger, um sein Leben zu retten.

Doch auch die kleinen Rüdigers / Rüdigere / also die Mehrzahl von Rüdiger musste gerettet werden. So goss man einfach jede Menge Wasser auf sämtliches Unkraut, also Rüdiger, und die, die nach der Flut noch den Kopf oben halten konnten, waren gerettet. Ganz naheliegend eigentlich 😉

Lang lebe Rüdiger!

Dass meine Kinder im Zoo und Wildpark alle Tiere mit einem fröhlichen „Hallo“ begrüßen oder mit dem entsprechenden Tiergeräusch – daran habe ich mich gewöhnt, aber dass sie jetzt auch mit Pflanzen sprechen. Zum Glück steht Rüdiger neben dem Klettergerüst. Daher kann man wunderbar Rüdiger beim Wachsen zusehen und ihm Durchhalteparolen wie „Du schaffst das, Rüdiger!“ zurufen. Auch seine Blätter werden gestreichelt und die herabfallenden vergraben. Das ergibt dann neue Rüdiger. 

Manchmal wüsste ich zu gerne, was in den Köpfen meiner Kinder vorgeht. Oder in denen meines Nachbars, der entspannt ein Sonnenbad nahm, bevor er Zeuge vom Kampf um Rüdigers leben wurde….

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Sind wir nicht alle ein bisschen Corona?

So langsam hat sich Corona und die damit verbundenen Einschränkungen in mein Leben und in den Alltag geschlichen und sind dort fest verankert. Seit neustem schaue ich auch bei Filmen oder Serien genauer hin. Es kommt ganz automatisch, aber man sieht Menschen bei einem Meeting oder unterwegs und schon ploppt es in meinem Kopf auf: „Und was ist mit dem Mindestabstand?“ Auch bei manchen Serie, die aktuell unter Corona-Bedingungen gedreht und fortgeführt werden, sieht man an den Szenen, dass die Bestimmungen eingehalten werden, und bei manch Schauspieler war auch noch der Frisörbesuch anfangs nicht drin.

1,5 Meter lautet die Wunderwaffe 😉

Doch nicht nur beim Fernsehen denke ich an Corona. Letztlich musste meine Tochter tagsüber öfters niesen und als sie abends auch noch etwas verschnupft war, herrschte sofort Ausnahmezustand. Das Kind kann nicht in den Kindergarten, ihr Bruder bleibt auch zu Hause und mit Thermometer bewaffnet versuchte ich, die Situation in den Griff zu kriegen. Es war Fehlalarm und beide Kinder topfit, aber im Hinblick auf den Herbst und die kommende Erkältungszeit vielleicht eine gute Übung. Meinen Kindern fließt – auch schon vor Corona – meist von Oktober bis März die Nase. Wie soll das in diesem Jahr dann nur werden? Kinder wurden schon aus dem Kindergarten nach Hause geschickt, weil sie sich verschluckt hatten. Das wird mal wieder ein (Alp-)Traum.

Was mich allerdings am meisten an diesem Tag als die Kinder krank waren, faszinierte und gleichzeitig schockierte, war, dass wir sofort gefühlt wieder im Lockdown saßen. Der Tagesablauf war ohne etwas sagen zu müssen, identisch zu den zehn Wochen Home Office mit Kindern. Erst ließen sie mich arbeiten, dann stand Vorschule auf dem Programm, eine Runde Bewegung an der frischen Luft, Mittagessen, Ruhepause, freies Spielen und erneut Bewegung. Für mich fühlte es sich so an, als hätte es nie normalisierte Wochen dazwischen gegeben. Es war sofort wieder da! Und auch, dass die Kinder direkt mit in den Corona-Quarantäne-Trott fielen, macht mich etwas stutzig.

War das unser neues normal und die Entspannungsphasen mit geregeltem Kindergarten und Co nur eine Ausnahme? Sind wir jetzt alle in bisschen Corona? Ich weiß es nicht und ich weiß nicht, was kommt. Doch eins ist sicher: ich bin sofort startklar. Wenn ich eins gemerkt habe, dass ich den Lockdown wohl noch mehr in mir trage als mir lieb ist. Aber wer weiß, wofür es gut ist. Bei der Kindergarteneingewöhnung im September dürfen Stand jetzt die Eltern nicht mit ins Gebäude. Ja, wie auch immer das laufen soll. Aber da mein Sohn wahrscheinlich eh nur jeden zweiten Tag in die Schule gehen kann, ist es im Prinzip auch schon egal…

Meine Euphorie zwingt mich in die Knie

Wenn ich eins beherrsche, dann die gesamte Klaviatur der Emotionen rauf und runterzuspielen. Und das sowohl negativ, als auch positiv. Ich kann sehr betrübt sein und finde nur schwer einen Ausweg aus den negativen Gedanken, aber genauso kann ich auch sehr für ein Thema brennen, was mich fasziniert und euphorisiert.

Ich kann dann nur schwer auf die Bremse drücken, wenn mich ein Thema wirklich packt. Es fängt ganz normal mit reinem Interesse an, endet dann in ausgiebiger Recherche, denn wenn mich etwas interessiert, dann will ich alles dazu wissen. Doch am Ende liebe ich es auch noch ein Statement zu setzen, um meiner Anerkennung oder Bewunderung Ausdruck zu verleihen. 

Letztes Jahr haben wir beispielsweise im TV eine Dokumentation über Löwen gesehen. Ich bin eigentlich kein Katzenfreund, aber an diesem Abend haben sie mich gekriegt. Diese Stärke, diese Eleganz und diese Einsatzbereitschaft, wie die Löwinnen für Ihre Kinder kämpfen. Ich konnte nicht anders – ich war fasziniert! Ende vom Lied: Patenschaft für eine Löwin übernommen, WWF Patenschaft für Löwen in Afrika abgeschlossen, sämtliche Löwen in Zoos der Umgebung gesucht, Bücher zum Thema gekauft und gelesen und natürlich alle verfügbaren Dokumentationen zum Thema Löwen und Raubkatzen gesehen. Ach ja, ich habe auch noch meine Bilderwand im Arbeitszimmer mit Löwen-Fotografien ausgestattet und mein Mann hat mir – weil er meine Spleens gut kennt – noch eine tolle Löwen-Tasse geschenkt, die ich sehr liebe und die mir täglich meinen Kaffee versüßt.

Doch so ist das nicht nur Löwen, sondern mit vielen Bereichen in meinem Leben. Manchmal ist es so, dass wenn ich einen Termin habe, ich eine Vision habe, wie es ablaufen sollte, bzw. wie ich mich in dieser Situation sehe. Ergo muss auch das entsprechende Outfit her, die in meinen Augen meiner Persönlichkeit am besten Ausdruck verleiht. Da finde ich meistens noch was im Schrank, aber dann geht es an die Details. Die Tasche muss zu den Schuhen passen, die Größe der Tasche spielt eine Rolle, der passende Schmuck und glücklicherweise ist derzeit Sommer, denn die passende Jackie ist auch ein großes Thema. 

Letztes Wochenende hat mein Mann den Fehler gemacht und wir haben angefangen, manche Räume im Haus, die noch nicht 100%ig stimmen, zu optimieren. Lass mich nichts optimieren, denn das endet in einem Fass ohne Boden. Von der Anordnung der Möbel, über die Farbgestaltung bis zu Dekoration – ich habe das meiste schon vor meinem inneren Auge fest verankert. So kauften wir an dem Wochenende gleich noch Regale und einen Sekretär via ebay Kleinanzeigen. Dort paart sich dann meine Euphorie mit meiner Ungeduld. Wenn ich schon loslege, dann will ich auch schnell Ergebnisse sehen. Ich bin nicht zu gut zu haben, wenn Dinge langsam im Prozess entstehen. Ich will schnell Ergebnisse sehen.

Natürlich geht nicht alles über Nacht  das habe ich mittlerweile gelernt – und manches sollte man lieber nochmal überdenken und hinterfragen. Das habe ich gelernt, nachdem ich spontan ein Trampolin mit vier Meter Durchmesser gekauft habe, ohne mir Gedanken über die wahre Größe und den Platz im Garten zu machen. Keine gute Idee…Seitdem lasse ich meinen Emotionen freien Lauf, plane, suche und lege alle Artikel brav auf Merklisten und nicht mehr in den Warenkorb. So kann ich manches noch überdenken, doch ich gebe zu, dass ich nur sehr schwer zu stoppen bin, wenn ich für etwas brenne. Mein Verstand neigt sich eher dem Ende, wenn meine Leidenschaft entfacht….

Für Anja

Der heutige Tag ist besonders, da heute eine ganz spezielle Person Geburtstag hat, der ich an dieser Stelle einen kleinen Dank widmen möchte! Sie ist die erste Person, die ich damals kennengelernt habe, als ich 2002 nach München zog, und sie ist eine besondere Seele mit einem ganz eigenen Charakter, der immer so bleiben soll.

Wenn man nach München zieht, neben der Theresienwiese wohnt und einfach nichts zu tun hat, dann kommt sie einem ganz recht: die Wiesn! Das sagenumwobene Oktoberfest. Wir kannten es nur vom Hörensagen und staunten nicht schlecht, als wir die Straßen entlang der Festzelte und Fahrgeschäfte schlenderten. An einem Süßigkeitenstand ein Zettel: Aushilfen gesucht! Also wir da hin und uns beworben, um Früchte zu spießen! Ehe man sich versah, ging es auch schon los. Es waren die komischsten Leute dabei und an manchen Tagen wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Zum Glück gab es in meiner Schicht auch zwei sehr nette Mädels: Anja und Anna! Wir verstanden uns auf Anhieb prima und während Anna die Ehre zuteil kam, Walnüsse oder Kokosnüsse zu bohren, durften Anja und ich Weintrauben spießen. Was einfach klang, war es nicht. Man musste vorsichtig bohren und die guten Trauben nur in eine Richtung aufspießen. Wie sah das denn sonst aus? War zwar Schokolade drüber, aber…Zwei Wochen Früchte spießen zu schrecklicher Musik von der Alpspitzbahn nebenan schweißten zusammen. Auch wenn sich der Job nicht gelohnt hat, die Bekanntschaft lohnte sich allemal.

Happy Birthday Anja!

Anja war nicht zwingend das, was ich Landei mir unter einem Stadtmenschen vorgestellt hatte. Sie war zu wenig arrogant, zu wenig eingebildet und irgendwie war sie als Münchner Kindl so gar nicht Schickeria. Das konnte doch nicht sein? Anja stand eher in Flammen. Natürlich metaphorisch gesprochen, aber sie mochte Flammen und somit loderte immer etwas an ihr. Wir teilten in unseren gemeinsamen Jahren auch den Trend zu coolen Schweißbändern, mochten beide Spongebob in einer gewissen Phase und waren verrückt genug, um damals immens viel Geld für besondere Chucks auszugeben, die wir nur aus Wien organisieren konnten. 

Doch nicht nur Shopping, auch sportlich gehörten wir zu den Ausnahmetalenten. Wer außer uns hätte es geschafft, bei einem Aerobic-Kurs fast der Tür verwiesen zu werden? Danach schlug Karma zurück und der Selbstverteidigungskurs erinnerte mehr an Selbstverstümmlung und es war kein Muskelkater am nächsten Tag, der uns Schmerzen bereitete. Doch unschlagbar waren wir beim asiatischen Traditionssport! Mit Leichtfüßigkeit und Anmut warteten wir auf einen freien Badmintonplatz. Vielleicht hätten wir lieber Meditieren statt Badminton spielen sollen, aber wenigstens war uns zu zweit nie langweilig. Und wir hätten wohl auch nie diesen ominösen Gebährstuhl im Fitnessbereich entdeckt…

Auch im Nachtleben konnte man uns nicht stoppen. So gab es manch Abende der Auschweifungen im Titania, wo Anja auch das ein oder andere Mal die Sparkassen-Club-Karte zog, um reduzierten Eintritt zu erhalten. Im Salon Erna lernten wir die Vodkarella kennen. Über das sagenumwobenen Rathaus Clubbing hülle ich mich lieber in Schweigen.

Heute sind es nicht mehr die Clubs, sondern die Kinos, die wir zusammen besuchen. Ich glaube, wer gemeinsam „Das Kabinett des Doktor Parnassus“ durchgestanden hat, den kann auch kein Schlefaz mehr schocken. Vom Wixxer, über Daniel der Zauberer, ein Sharknado nach dem anderen und unsere Weihnachtstradition mit Oliver Kalkofe im Mathaeser – wir waren und sind dabei.

Liebe Anja, da du eine treue Leserin meines Blogs bist, möchte ich dir an dieser Stelle danken, dass es dich gibt. Bleib wie du bist, verlier niemals deine Begeisterung und deine Leidenschaft für die unterschiedlichsten Dinge! Ich weiß, ein Blog-Eintrag ist nicht gleichzusetzen mit einer tollen Geburtstagszeitung, die du mir zu meinem 30. Geburtstag geschenkt hast, aber trotzdem hoffentlich etwas Besonderes für dich.

Schön, dass es dich gibt! Und wie unser Hassel the hoff es nicht besser hätte sagen können: I’m crazy for you! 

Tatütata – der Nervenzusammenbruch ist da

Löschen, bergen, retten, schützen – ich kenne mich aus mit der Feuerwehr. Gezwungenermaßen eher unfreiwillig, denn mein Sohn ist seit seinem zweiten Lebensjahr der beste Freund von Feuerwehrmann Sam. Es gibt nichts, was bei uns nicht schon gelöscht wurde. Unsere alte Wohnung war in der Nähe der Feuerwehrstation – also war es ein Muss dort mehrmals in der Woche lang zu spazieren. Wahrscheinlich dachten die Feuerwehrleute, dass ich eine alleinerziehende Mutter mit Kind und Hund auf Männersuche war – so oft, wie ich dort vorbeikam.

Für meinen Sohn war es wie ein Sechser im Lotto, wenn dann auch noch die Durchsage kam und die Löschzüge los mussten. Pure Freude stand in sein Gesicht geschrieben. Allerdings auch, wenn man an Unfällen vorbeifährt. Es ist etwas makaber, aber bei Blaulicht und möglichst viel Einsatz, war er sofort Feuer und Flamme. Einmal sind wir an einem wirklich schweren Unfall an der Gegenfahrbahn auf der Autobahn vorbeigefahren. Es war schon abends, daher wirkten die vielen blauen Lichter, die Wagen und alles noch viel imposanter. Das Fazit meines Sohnes lautet nur: „Au ja – können wir nochmal vorbeifahren?“ Er verstand ja nicht, was da wirklich passiert ist und dass es schrecklich war.

Wenn wir normal im Straßenverkehr unterwegs waren und das Martinshorn hinter uns ertönte, war er aber auch schon zufrieden. Auch ein Feuerwehrauto aus dem Auto vorbeifahren zu sehen, bereitete ihm großen Spaß. Ich war schon froh, dass wir in einer Großstadt wohnten und es dort viele Einsätze am Tag gab und man viel Blaulicht sah und Sirenen hörte. Selbst wenn ich alleine im Auto unterwegs bin, ertappe ich mich auch noch Jahre später, dass ich mich selbst schon freue, wenn ein Feuerwehrauto an mir vorbeifährt. Früher habe ich jedes mal noch laut gesagt: „Guck mal die Feuerwehr!“ Das habe ich mir mittlerweile abgewöhnt.

Nachdem wir unser jetziges Haus angeschaut haben und wir danach ein Feuerwehrauto sahen, wusste ich, dass es ein gutes Zeichen war. Quasi das Glückssymbol der Familie. Allerdings müssen sie nicht zwingend direkt einen Einsatz bei uns vor Ort haben. Noch reicht es, wenn Feuerwehrmann Sam jetzt im Duett mit seiner kleineren Schwester, in diesem Fall die neue Penny Morris, das bei uns zu Hause übernimmt.

Werde ich eine Mutti Mutti?

Die letzten Tage musste ich mit leichter Panik feststellen, dass sich während Corona nicht nur die Gesamtsituation geändert hat, sondern auch mein Körper. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob es wirklich Corona ist oder doch eher mein Alter?

Ich gehe zwar auf die 40 zu, aber das macht mir zum einen nichts aus und zum anderen fühle ich mich natürlich viel jünger und spritziger. Doch die letzten Tage und Wochen musste ich leider feststellen, dass mein Körper sich irgendwie im wahrsten Sinne des Wortes hängen lässt. Ich wiege jetzt auch nicht mehr als vor Corona, aber mein Bindegewebe wirkt sehr viel schlaffer und mitgenommener als vorher und auch rund um den Unterbauch habe ich da eine Art Schürze, die vorher nicht da war. Die war noch nicht mal nach der zweiten Schwangerschaft da, aber gerade fühlt sich die Bauchdecke an, als hätte ich Drillinge bekommen und alles müsste sich zurückbilden.

Was nun? Mommy Makeover, Aufgabe oder Angriff? Es geht mir nicht darum furchtbar schlank zu sein, ich brauche keinen Sixpack und muss mich auch nicht bauchfrei zeigen, aber ich will mich wohlfühlen. Und dieses Stück Haut, was sich immer über den Bund schiebt, und sich unangenehm andeutet, gefällt mir einfach nicht. Ich weiß, dass es Hilfsmittel gibt, um dies zu kaschieren. Wer sein Brautkleid in der falschen Größe geliefert bekommen hat – statt einer 38 mal eben eine schlanke 36 – der weiß, welche Hilfsmittel es alles gibt. Somit bin ich mit Shapewear nicht nur vertraut, sondern auch bestens ausgestattet. Doch ist das die Lösung?

Ich weiß es nicht und ich weiß es auch einfach nicht, weil ich mir nicht sicher bin, ob es überhaupt eine Lösung gibt. Vielleicht gibt mein Bindegewebe auf und ergibt sich der Schwerkraft. Keine schöne Vorstellung – im wahrsten Sinne des Wortes. Als ich also da saß und überlegte, was ich machen kann, fiel mir ein Shoppingtrip mit einem guten Freund ein. Ich wunderte mich immer, warum er Hemden trug und keine T-Shirts. Ich liebe T-Shirts. Er meinte nur zu mir: Die zeichnen mehr ab und Hemden kaschieren. War ich an diesem Punkt? Ist es das Ende meiner Liebe zwischen den T-Shirts und mir? 

Quo vadis – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft?

Werde ich jetzt eine echte Mutti Mutti, die ihre Jeans gegen Stoffhosen tauscht und ihre Shirts gegen Hemden? Noch bin ich hart geblieben und habe mir ein paar Poloshirts aus festerem Stoff auf die Merkliste gesetzt. Die Überwindung auf „kaufen“ zu klicken war zu groß. Noch lebt die Hoffnung in mir, dass es nur eine Phase ist. Daher werden die Sporteinheiten erhöht, der Fokus Bauch mehr trainiert und ich habe mich sogar zum Micro-Needling überwunden, um mein Gewebe zu reanimieren. Die Hoffnung stirbt zuletzt und erst, wenn ihr mich mit Polohemd und Co seht, wisst ihr, dass ein neues Zeitalter angefangen hat. Die Mutti Mutti 😦

Pünktlichkeit ist eine Tugend oder so was ähnliches…

Spontanität ist der Feind meiner Familie. Alles, aber wirklich alles, was nicht drei Tage vorher geplant und festgezurrt wird, könnte zu Herzrasen oder Schnappatmung führen. Das MUSS alles gut geplant sein. Wer also jemals plant, eine spontane Überraschungsparty zum Geburtstag eines meiner Familienmitglieder zu veranstalten, sollte davon ausgehen, dass es der letzte Geburtstag sein kann. Ich gestehe, dass ich mich davon auch nicht ganz freisprechen kann, aber je älter ich werde desto mehr nervt und stresst es mich.

Letzte Woche sind wir in den Urlaub in die alte Heimat gefahren und nach dem letzten Telefonat mit meiner Mutter wünschte ich mir, dass der Wecker morgens spontan nicht geklingelt und wir die Abfahrt verpasst hätten. Wir fuhren nur geschmeidige 700 Kilometer, aber die Ankunftszeit musste auch schon zwei Tage vorher bestätigt werden. Auch wenn wir planten gegen 4:30 Uhr zu starten, mussten wir um 11 Uhr da sein. Alles andere würde zu Chaos und Verderben führen. Also egal, ob Stau oder Pipipause – uns würde nichts aufhalten können, denn wir hatten einen Termin einzuhalten.

Natürlich steht kurz nach der Ankunft Essen auf dem Programm. Nicht, dass es einfach lecker schmecken, unkompliziert sein, satt machen und schnell gehen sollte. NNNEEEEIIIINNN – das wäre ja viel zu einfach. Mir persönlich ist es am wichtigsten, dass die Kinder was haben, was ihnen schmeckt, und sie satt werden. Wir essen einfach mit. Das ist mir total egal – erst recht, wenn ich um 4 Uhr aufgestanden bin und 700 Kilometer im Auto hinter mir habe. Anfänglich hieß es noch, dass es Nudeln mit Hackfleischbällchen geben würde. Prima – dachte ich – läuft. Zwischenzeitlich sollte dann mal alles mit Käsesauce übergossen und überbacken werden, was schon schwieriger wurde. Gemündet ist das Ganze dann aber in der Wahl zwischen Gulasch und Sauerbraten. Ich weiß nicht, wie es dort enden konnte und ich weiß auch nicht, was schlussendlich auf dem Teller liegen würde. Doch ich hatte auch andere Probleme, denn schließlich hatte ich die 11 Uhr einzuhalten, sonst wäre das mit dem Essen auch nichts geworden.

Schlussendlich gab es eine Art Nudelauflauf und Gulasch. Alle sind satt geworden und es hat geschmeckt. Und oh Wunder – wir waren auch um Punkt 11 Uhr da. Ich verschweige nur kurz, dass wir schon um 3 Uhr losgefahren sind, weil ich ab 2:30 Uhr nicht mehr schlafen konnte. Warum denn nur? Aber egal – es lagen jetzt ja Tage der Entspannung vor mir ohne Planen und Termine. Traumhafte Aussichten 😉

Heute ist morgen schon gestern

Laut Albert Einstein „ist Zeit das, was man von der Uhr abliest“, aber für meinen Sohn ist Zeit ein unbegrenzter Faktor oder auch ein unbekanntes Universum. Es stört ihn auch nicht, nichts darüber zu wissen. Für uns Eltern ist Zeit nicht nur ein rares Gut, sondern auch ein gefährlich….

Beide meiner Kinder freuen sich total, wenn Besuch kommt oder wir Wegfahren oder ähnliches. Die Tage bis dahin werden brav runtergezählt und sehnsüchtig erwartet. Problem ist nur, dass sie die Tage irgendwie anders zählen. „Wann fahren wir zu Oma und Opa?“ „Heut in einer Woche!“ „Also morgen?“ „Nein, heute ist Montag, du gehst die Woche noch fünfmal in den Kindergarten, dann kommt das Wochenende und dann fahren wir los. Insgesamt musst du noch siebenmal schlafen.“ Er guckt mich interessiert an. Dann kommt meine Tochter: „Ich habe gepackt. Wir können los.“ Natürlich hat sie nicht für den Kindergarten gepackt, sondern für die Fahrt zu Oma und Opa. Wieder erläutere ich ihr, dass es noch dauert. Und was werde ich seitdem jeden Morgen gefragt? „Fahren wir heute zu Oma und Opa?“ Jeden Abend werden auch die Taschen mit Spielsachen beladen, denn es könnte ja jederzeit spontan losgehen.

Doch nicht nur Reisen werfen ihre Schatten voraus. Es fängt auch schon im kleinen an. Als mein Sohn noch kleiner war, freute er sich sehr, dass am nächsten Tag sein Freund zu Besuch kommt. Da er zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich verstehen konnte, um wieviel Uhr das Treffen ungefähr stattfinden würde, machte ich einen entscheidenden Fehler und sagte: „Morgen nach dem Frühstück ist der Besuch da!“ 

Morgenstund hat nicht immer Gold im Mund….

Ich ahnte erst am nächsten Morgen um 5:30 Uhr, was ich angerichtet hatte, denn mein Sohn wollte schon frühstücken. Also saßen wir sonntags um 6 Uhr brav am Frühstückstisch. Um 6:05 Uhr stand mein Sohn auf und ging zu Tür. Er wollte gucken, ob der Besuch schon da ist. Ich versuchte ihm dann zu erklären, dass der Besuch wahrscheinlich noch schläft und er sich noch etwas gedulden muss. Das ging natürlich gar nicht. Es war doch schon hell – wie konnte man denn dann nur schlafen? 

Die Euphorie ist zwar nach wie vor die gleiche, aber mittlerweile steht er nicht mehr früher auf. Es kann auch daran liegen, dass bei uns vieles nur noch ganz spontan passiert. Wie aus dem Nichts fällt mir plötzlich ein, dass in 30 Minuten ja der Besuch kommt. Nachdem wir das Zeitproblem jetzt schon galant gelöst haben, muss nur noch etwas mehr örtliche Orientierung her. Denn egal, ob zum Einkaufen, in den Zoo oder zum Schwimmen – wir fahren entweder immer nach Berlin oder an den Gardasee. Warum auch nicht…

Ja, habe ich denn heute Geburtstag???

Ach ja, eigentlich war gestern ein sehr guter Tag, bis ich meine Kinder vom Kindergarten abholte. Eigentlich nichts Besonderes, doch als die Tür aufging, fiel mir die Erzieherin um den Hals und wünschte mir alles, alles Gute. Ich verstand es nicht wirklich. Geburtstag hatte ich nicht, einen Grund zum Feiern auch nicht, bestach ich heute mit einer super positiven und ansteckenden Ausstrahlung? Eher nicht, denn danach kam die Frage: „Wann ist denn der Geburtstermin?“

Mir glitt alles aus dem Gesicht. Geburtstermin? Ich schaltete nicht so richtig. Nur weil ich vielleicht ein Corona-Bäuchlein bekommen hatte, war ich doch nicht schwanger. Und meine Schwangerschaftsstreifen stellte ich ja nicht zur Schau und diese waren ebenfalls kein Indiz für eine Schwangerschaft – also was war hier los? „Wir haben schon gewettet, wann es soweit ist und was es wird. Deine Kinder tippen auf einen Jungen.“ Aha, meine Kinder. In mir stiegt leichter Zorn auf. „Da muss ich wohl alle enttäuschen, denn es wird weder Junge noch Mädchen – ich bin nicht schwanger.“ Und die Ausführungen, dass ich kein drittes Kind wollte, ersparte ich mir an dieser Stelle.

Die Erzieherin guckte mich ganz verdutzt an: „Aber ihr habt doch schon das eine Zimmer ausgeräumt, so dass die zwei jetzt in einem Zimmer schlafen und das andere Zimmer für das Baby umgebaut wird.“ „Was? Wir haben gar nichts umgebaut. Es gibt kein Baby.“ Dann kamen meine zwei Kids fröhlich angelaufen. Ich war ja schon glücklich, dass sie mir nicht gleich den Bauch streicheln wollten. Im Auto fragte ich sie nur: „Was habt ihr denn da erzählt?“ „Warum?“, fragten beide unschuldig. „Ich bekomme kein Baby – wie kommt ihr darauf?“ Meine Tochter schrie nur: „Ich will aber ein Baby.“ „Ja, aber Mama will keins mehr.“ „Warum nicht?“, wollten beide dann wissen. „Das passt gerade nicht. Ich bin glücklich mit euch, ich will nicht noch mal schwanger sein.“ „Wir wollen aber ein Baby.“ „Bis ihr eigene Kinder haben werdet, dauert es noch.“ Schweigen im Walde.

Nicht alle guten Dinge sind drei….

Ich dachte, dass Thema wäre damit gegessen, aber nachmittags bekam ich eine Glückwunsch-Nachricht nach der anderen von anderen Müttern aus dem Kindergarten. Ich dachte echt, ich bin im falschen Film. „Ich dachte, ihr wolltet kein drittes Kind mehr?“ „Ist auch so, ich bin nicht schwanger.“ „Vielleicht wissen deine Kinder ja mehr als du ;)“. Ganz bestimmt nicht. Ich nahm meine Kinder noch einmal zur Seite und versuchte ihnen klarzumachen, dass sie nicht so etwas erzählen sollten, wenn es nicht stimmt. „Sagt bitte, dass Mama nicht schwanger ist und wir kein Baby bekommen.“ „Das ist doch doof“, protestierte mein Großer. „Dann sagen wir halt, dass das Baby schon da ist.“ Ich habe leichte Angst, was heute passiert, wenn ich die zwei abhole. Wahrscheinlich wartet ein großer Blumenstrauß zur Geburt auf mich und alle wollen den Nachwuchs sehen. Im nächsten Leben vielleicht… 

Ein ganz entspannter Abend…

Was für manche vielleicht wie eine schlimme Grenzerfahrung klingen mag, ist für Eltern eine alltägliche Situation: das entspannte Abendmahl. Nach einem aufregenden Tag im Kindergarten oder auch nach einem Tag in Corona-Quarantäne ist meist abends genau die richtige Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten und zu verkünden. Auch meine Kinder nutzen die gemeinsame Mahlzeit meist, um sich mitzuteilen. Hierzu sei gesagt, dass sie mittags meist im Kindergarten essen, es also nichts mit der Uhrzeit zu tun hat.

Mein Sohn hat gerade die Angewohnheit, mich mit seinem Vorschulwissen zu beeindrucken. Was an meinen vielleicht manchmal fraglichen Lehrer-Qualitäten liegen könnte, über die ich schon vor einiger Zeit berichtet habe. Also nutzt er jetzt Buchstaben und Wörter, um sein Wissen unter Beweiß zu stellen. „A wie Apfel, D wie Dose und Toast fängt mit einem T an!“ Ich lächele und sage nur bewundernd: „Super, langsam läuft das mit den Buchstaben ja richtig super!“ Meine kleine Tochter will dem in nichts nachstehen: „Eva ist mit A.“ „Ganz genau, im Namen Eva kommt das A vor.“ „In Afrika aber auch,“ schreit mein Sohn dazwischen. „Und Sand,“ bringt sich meine Tochter wieder ins Gespräch. „Sand reimt sich auf Bank,“ hebt mein Sohn das Niveau an. „Ist eher ein Knüppelreim, aber es geht in die richtige Richtung.“ „Aber Bank reimt sich auf Schrank.“ „Das stimmt!“ „Und Wasser mit Wassermelone,“ erzählt meine Tochter. Ich lächele nur. 

Mein Sohn hat seine neue Passion gefunden und ist nicht zu stoppen: „Hund und Mund, cool und Stuhl, Bank und krank, Hose und Dose…“ Ich versuche das Reimemonster zu stoppen und frage einfach mal: „Was habt ihr denn heute im Kindergarten gemacht?“ Doch ich stoße auf Beton. „Traum und Raum, krass und nass…“ „Oder Regen und Regenschirm, oder Mama,“ fragt meine Tochter. „Das reimt sich nicht ganz, aber gehört auf jeden Fall zusammen. „Wal und Aal,“ reimt mein Sohn weiter. „Qual,“ unterbreche ich ihn. Er guckt mich nur fragend an und reimt munter weiter. „Qualle und….“ Er kommt ins Stocken, doch meine Tochter ist zur Stelle: „Kalle!“ Sie strahlt triumphierend. 

Ich kapituliere und ergebe mich den Wortschwallen. Ein Gespräch ist nicht mehr zu erwarten, also heißt es für mich: durchhalten! Am liebsten würde ich mir meine Air Pods in die Ohren stecken und die Geräuschkulisse etwas zu mindern, aber das käme wahrscheinlich komisch an. Daher habe ich eine echte Alternative gefunden, die auch noch figurfreundlich ist: Knäckebrot! Das laute Kauen sorgt dafür, dass ich am liebsten die Augen schließen und nur den Kaugeräuschen lauschen würde. Eine herrliche Abwechslung. Wichtig: man muss schon eine rustikale Sorte wählen, nichts irgendwie dünn und weniger knusprig. Seit dieser Erkenntnis halte ich es mit dem Wort Abendbrot sehr traditionell und die Schnitte hat Einzug in unser Wohnzimmer erhalten. 

Es kann alles so einfach sein – ist es aber nicht 😉