Der große Tag war endlich gekommen – der Spendenlauf. Grundsätzlich finde ich es ja sehr gut, dass die Schule einen Spendenlauf organisiert hat. Bisschen problematisch finde ich die Tatsache, dass es öffentlich ist, wer wie viel spendet. Ich habe nun mal einen sehr fitten und auch sehr ehrgeizigen Sohn und ich wusste, dass er sich oben bei der Rundenanzahl einsortieren würde. „Die anderen kriegen 100 Euro pro Runde“, motzte er, als wir „nur“ bereit waren, ihm 10 Euro pro Runde zu spenden. Einige Proteste und Anrufe bei der Familie später kamen wir dann doch noch auf hoffentlich passable 40 Euro pro Runde. Das erste Hindernis war also genommen, jetzt musste er nur noch abliefern, aber ich hatte nicht wirklich Zweifel. Mein Sohn kann sechs Stunden beim Fußballtraining sein und danach springt er zur Entspannung noch eine Stunde Trampolin. Seine erste Fahrradtour mit vier Jahren ging auch gleich über 16 Kilometer. Er ist bei so etwas sehr ehrgeizig und würde nicht aufhören, bevor er gestoppt werden würde.
Dann war der große Tag endlich da. In Sportoutfit verließ er das Haus und dann hieß es abwarten. Insgeheim fieberte ich schon sehr mit. Ich bin auch einer der Mütter die am Rand mitwippen, wenn die Kinder schaukeln oder imaginär abspringen, wenn sie auf dem Trampolin sind. Also war ich auch heute in Position und innerlich absolvierte ich einen Marathon. Mir ging alles durch den Kopf: von der totalen Katastrophe bis hin zum großen Triumph. Hätte ich nicht arbeiten müssen, wäre ich wahrscheinlich um die Laufstrecke herumgeschlichen und hätte ihn angefeuert. Wobei ich das manchmal sehr befremdlich finde. Das Fußballtraining startete mein Sohn mit vier Jahren und ich musste schnell lernen, dass das zum einen ein soziales Event war und zum anderen kein Spaß. Oftmals kamen die Väter und coachten ihre Kinder zusätzlich vom Rand aus. Es ist jetzt nicht so, dass ich nichts vom Fußball verstehe, aber ich konnte mir erfolgreich auf die Zunge beißen. Einmal musste ich mich sehr zusammenreißen, als ein Vater ein Einzeltraining für seinen Sohn anfragte und dafür auch einen Sportplatz buchte. Wer hat, der hat und vielleicht spielten wir mit dem zukünftigen Lionel Messi und wussten es nicht. Die Aufgaben der Mütter war beim Training klar verteilt. Hier wurde nicht gecoacht, sondern repräsentiert. Also High Heels an, ins etwas legere Kleid geschmissen und die Louis Vuitton geschultert. Ich fühlte mich mit Jeans und T-Shirt immer underdressed, aber was soll es…
Ich war gespannt, welche motivierten Eltern an der Laufstrecke standen. Vielleicht liefen einige ja spontan mit und reichten leckere Proteinriegel und Gels. Ich wusste, dass mein Sohn es auch alleine sehr gut schaffen würde. Zwar konnte ich mich den ganzen Vormittag nicht so richtig auf etwas konzentrieren, aber ich schaffte es, nicht meiner Neugier nachzugehen und ihn erst wie geplant aus Nachmittagsbetreuung abzuholen. Von wegen Helikoptermutter 😉 Er kam schon wieder vom Fußballspielen und ärgerte sich nur über das Ergebnis, weil es mal wieder 1:2 stand. Vom Lauf erwähnte er nur ganz lapidar, dass er 12 Runden gelaufen war und aufhören musste, weil sie ihn rausgezogen haben. Er war so rot…Ich fand auch, dass knapp 8 Kilometer Laufstrecke für einen Erstklässler und bei seinem ersten Lauf wirklich ausreichend waren. Sonst würde er wohl noch immer laufen 😉