Die aktuelle Situation rund um den unsichtbaren Feind macht wahrscheinlich jedem auf seine Art und Weise zu schaffen. Neben Existenzängsten fühlen sich viele sehr alleine oder haben eine ähnliche Situation wie ich, in der die Kinder um einen rumtoben, man nebenbei versucht Haushalt und Job noch unterzukriegen, und über jeden Moment der Ruhe glücklich ist.
Am Anfang habe ich mich wahnsinnig machen lassen. Jeder weiß, dass ich jetzt nicht zwingend zu den spontansten Leuten gehöre und da ich gerne plane und organisiere, macht mir die Ungewissheit, die Corona mit sich bringt, zu schaffen. Zum einen sind es Projekte, die wegbrechen und ich theoretisch neue Auftraggeber suchen müsste, dann sind da aber auch meine Kinder. Solange sie nicht in den Kindergarten gehen können, kann ich auch nicht wieder voll in meine Arbeit einsteigen.
Die ersten Wochen vergingen ein bisschen wie unter Schock. Man wusste nicht genau was kommt, hat seine Arbeit nach besten Wissen und Gewissen erledigt und versucht das Beste für die Kinder zu tun und nebenbei noch Haushalt und Co zu wuppen. Dann kam die zweite Phase, wo einem klar wurde, dass dieser Zustand nun länger andauern wird. Also versuchte ich eine gewisse Regelmäßigkeit und einen Rhythmus einzuführen, der allen den Tag erleichterte und strukturierte. Aufträge wurden storniert und ich schwankte zwischen Resignation, Panik und Aktionismus.
Mittlerweile befinde ich mich gefühlt in Phase drei. Es läuft alles soweit und ist okay. Ich habe die Situation akzeptiert und kann sie nicht ändern. Ich versuche das Beste daraus zu machen und die Zeit für mich in irgendeiner Form zu nutzen. Vor Beginn diesen Jahres hatte ich den Entschluss gefasst, manche Projekte aus unterschiedlichen Gründen abzustoßen. Ich wollte mehr Zeit für mich und mal Distanz zu meinen Jobs bekommen. Quo vadis? Wo wollte ich zukünftig hin? Was ist das große Ziel? Diese Fragen haben sich ein Stück weit gelegt.
Auch wenn der jetzige Zustand von außen erzwungen wurde und nicht meine freie Entscheidung war, so muss ich nach acht Wochen Quarantäne sagen, dass ich ruhiger geworden bin. Ob ich resigniert oder es akzeptiert habe, weiß ich noch nicht wirklich. Momentan fühlt es sich eher wie Akzeptanz an, denn ich bin in gewisser Form zufrieden. Den Abstand, den ich immer wollte, habe ich bekommen, wenn auch in anderer Form. Natürlich kann man sich einreden, dass es nicht immer so weitergehen wird – beruflich gesehen. Als Freiberufler ist man Schwankungen unterlegen, wobei ich mich in den letzten Jahren immer steigern konnte. Dieses Jahr wird das nicht so sein und es ist okay für mich, wenn auch nicht leicht.
Natürlich bin ich die meiste Zeit des Tages auch mit meinen Kindern beschäftigt und auch, wenn ich manchmal schreien könnte, bin ich sehr dankbar für meine Familie. Gerade in den schwierigen Zeiten funktionieren wir. Meine Kinder machen gut mit und auch mit meinem Mann bin ich ein eingespieltes Team. Was vorher manchmal zu Auseinandersetzung führt, ist in Zeiten, in denen es darauf ankommt, kein Thema. Und ich bin gerne für meine Kinder da. Es ist mir wichtig, dass es ihnen gut geht und ich in dieser auch für sie schwierigen Zeit, das Beste für sie versuche zu machen.

Und auch für meine Freunde bin ich dankbar. Der Kontakt ist anders, aber mit den wichtigsten Menschen immer da. Man bekommt auf einmal Wertschätzung auf andere Art und Weise. Sei es durch eine Faultier-Tasse oder eine Box voller Glücksmomente, die mich unerwartet erreicht und erhellt haben. Auch ein spontanes Telefonat mit meiner besten Freundin fühlt sich vertraut an, gibt einem eine gewisse Normalität zurück und tut so gut, was ich vorher manchmal vergessen habe und jetzt noch mehr wertschätze. Auch wenn ich in dieser Zeit nur zweimal Leute außerhalb meiner Familie mit dem gegebenen Mindestabstand getroffen habe, so war es beide Male wie ein Kurzurlaub und einfach sehr, sehr schön.
All das macht mich dankbar und auch zufrieden. Auch wenn die Welt nach Corona vielleicht nicht mehr so wird, wie sie war, haben wir die Chance das Wichtigste aus der Krise mitzunehmen.