Gerade im Winter bewahrheitet sich folgende Definition einer Familie: einer krank = alle krank! Nachdem ich ja gehofft hatte, dass wir die meisten Kinderkrankheiten schon bei unserem Sohn mitgenommen haben und es bei meiner Tochter anders wird, wurde ich eines besseren belehrt. Während die Kinder ja meist, sehr schnell wieder fit sind, sieht es bei manch einem ganz anders aus: meinem Mann! Ich möchte vorweg nehmen, dass ich meinen Mann bevor wir Kinder hatten nie als wehleidig empfunden habe. Ich meine, er hatte Krebs und war in der Zeit unfassbar stark und stärker als ich, aber das gehört wohl der Vergangenheit an. Auch dass mein Mann Mediziner ist und sich mit den Krankheiten besser auskennt oder auskennen sollte, entpuppte sich nicht als Vorteil….
Eltern mit Kindergartenkindern oder gar Krippenkindern kennen die Leiden eines langen, kalten, verschnupften Winters. Auch wir konnten in diesem Jahr ein Lied davon singen. Im Herbst ging es schon los – der allseits beliebte Magen-Darm-Virus. Mein Sohn war der erste, bei dem die Dämme brachen. Danach folgte mein Mann und am Ende blieb auch ich nicht verschont. Doch was machen, wenn es alle trifft? Ganz einfache Lösung: Mutti macht das schon! Während mein Sohn leidend im Bett lag und nicht alleine bleiben wollte, legte sich mein ebenfalls leidender Mann selbstlos neben ihn. Ich war begeistert. Dachte ich noch, dass er sich um ihn kümmert und ich nur meine Tochter versorgen muss. Nun ja…Ich – ein Stockwerk über den beiden – hörte meinen Sohn rufen und eilte sofort in sein Zimmer. Das Bett musste mal wieder gewechselt werden. Also schnell, schnell alles abgezogen, neu bezogen, Waschmaschine angestellt und zur Beruhigung noch einen Tee gekocht. Nur wo war mein Mann? Ach ja, der schlief tief und fest neben dem Bett meines Sohnes und bekam von all dem nichts mit. Ich dachte immer, dass wäre gar nicht möglich – das muss man doch hören. Aber nicht mein Mann…Das Spiel hatten wir dann noch einige Male und als ich ihn dann weckte und um Hilfe bat, hörte ich nur: „Nina, was soll ich machen. Mir ist so schlecht!“ Und was sollte ich machen? Ich hing natürlich nur zum Spaß über der Schüssel. Doch wir besiegten den Magen-Darm-Virus und schon bald herrschte wieder Alltag.
Ein paar Wochen später erwischte es mich dann: Mandelentzündung! Während ich morgens noch dachte, dass ich den Tag mit zwei Kindern und Hund irgendwie schaffen würde, saß ich nachmittags mit Schüttelfrost und Fieber auf dem Sofa. Meinen Mann erreichte ich leider nicht, denn er steckte in den heiligen Hallen des Krankenhauses. Am Abend war ich nur noch ein Schatten meiner selbst, hatte die Kinder ins Bett gebracht und mein Mann stellte noch die tolle Diagnose: „Deine Mandeln sind belegt und rot, aber bei dir ist das ja eh anders. Du hast ja grundsätzlich so große Mandeln…“ Machte es in diesem Fall noch nicht besser. Am nächsten Morgen ging es mir unverändert – doch ich machte einen entscheidenden Fehler: ich sagte nicht konkret, dass mein Mann die Kinder übernehmen sollte. Ich dachte noch, dass Fieber und meine komplette Erscheinung aussagekräftig genug waren. Ich Naivchen… Verwundert sah ich nur, wie mein Mann seine Tasche packte und es so schien, als wollte er zur Arbeit. Dann dreht er sich um und ich fühlte schon die erlösenden Worte auf seiner Zunge: „Ich hab ja noch was vergessen – ich hab dir noch was mitgebracht. Nicht, dass du noch die Kinder ansteckst.“ Er legte mir eine Jahrespackung Mundschutz auf den Tisch und verschwand. Ich war sprachlos. Und er schaffte es tatsächlich noch einen oben drauf zu setzen. Er kam an diesem Tag eher aus der Arbeit. Doch zu früh gefreut: „Nina, ich habe eine eitrige Mandelentzündung. Damit ist nicht zu spaßen. Das kann aufs Herz gehen. Ich muss mich ausruhen,“ sprach er und verschwand für gefühlt vier Tage ins Gästezimmer. Ich hatte ja grundsätzlich große Mandeln, also…
Doch wir lernten ja dazu – schließlich wurden wir langsam zu echten Krankheitsprofis. Sobald also einer Symptome hatte, versuchten wir so gut es geht, dass sich derjenige zurückziehen kann und somit niemand anderen ansteckte. Letzte Woche war es dann wieder soweit. Erneut eine Runde unfreiwilliges Fasten mit Magen-Darm. Bei meinem Mann ging es mitten in der Nacht los. Er beschloss direkt, sich ins Gästezimmer zurückzuziehen. Nett wie ich bin, habe ich ihm noch das Bett zurecht gemacht, eine Schüssel geholt und ihm einen Tee gekocht. Diesmal klappte es recht gut und es ging schnell allen wieder besser. Mein Mann guckte mich nur strahlend an: „Ich bin richtig stolz auf mich.“ Ich guckte ihn fragend an: „Warum?“ „Dass ich gestern Abend so leise nach unten gegangen bin und du einfach weiterschlafen konntest?“ Ich wurde zunehmend verwirrter: „Wie weiterschlafen?“ „Ja, du hast noch nicht mal bemerkt, dass ich gegangen bin.“ „Wer hat dir denn dein Bett gemacht, die Schüssel gebracht und den Tee gekocht?“ „Wie? Das warst du?“