Vor ein paar Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich eines Tages gleich zwei Kinder haben werde. Durch eine schwere Krankheit meines Mannes sah es so aus, als ob wir keine eigenen Kinder haben könnten. Bis es dann auf einmal wohl doch der Fall war. Ich glaube, es gibt nicht vieles, was das Leben so auf den Kopf stellt, wie ein Kind. Egal, wie gut man sich auf die Ankunft der kleinen Erdlinge vorbereitet, es kommt doch alles ganz anders – und das ist auch gut so! Mein Sohn ist mittlerweile etwas über vier Jahre und ich konnte mir ab dem Zeitpunkt seiner Geburt nicht mehr vorstellen, wie das Leben ohne Kinder war.
Meine zwei Kinder – liebevoll Knallerbsen genannt – gehören nicht zu der ruhigsten Kategorie Kind. Zwar kann man auch mal zusammen ein Buch lesen, aber die meiste Zeit ist bei uns „Alarm“ angesagt. Was daran liegt, dass mein Sohn sich seit gefühlt 100 Jahren in der Feuerwehrmann-Phase befindet. Kein Tag vergeht, an dem nicht zehnmal das Haus gelöscht werden muss und alle fünf Minuten das Martinshorn ertönt, weil er zu einem Einsatz ausrückt. Auch bei meiner Tochter schwinden die Hoffnungen auf die Prinzessinnen-Phase. Die leuchtenden Augen, wenn ein Rettungswagen oder gar die Feuerwehr an uns vorbeirauscht, lassen mich nichts Gutes erahnen. Das tolle am Leben mit Kindern – auch wenn es anstrengend ist – ist einfach, dass jeder Tag eine Überraschung ist und sie so vieles so selbstverständlich nehmen – was man vielleicht auch tun sollte. Mein Sohn ist – untypisch für Männer – eine echte Quasselstrippe. Es könnte daran liegen, dass er eine recht extrovertierte Mutter hat, und auch wenn ich weiß, dass es nur eine Phase ist, gibt es Tage, an denen mein Ohr blutet. Doch es überwiegen die Momente, an denen ich mich vor Lachen wegschmeißen könnte, weil er super sprachliche Kreationen erfindet. In den Anfangsphasen war sein Lieblingstier der Kola-ala-Bär und derzeit kämpft die arkanische – nicht amerikanische – Feuerwehr bei uns gegen die Flammen. Als ich einmal traurig war, kam er auf mich zu und sagte: „Mama, wenn du weinst, dann liebe ich dich!“. Und schon ging die Sonne auf…Doch auch im Gespräch wird man oft überrascht, da er die Bedeutung des Wortes manchmal etwas verfremdet. So wird bei uns nicht gefegt, sondern gebest und auf die Frage beim Spiel im Kaufmannsladen, was denn der Einkauf kostet, antwortete er nur: „Ich koste Kiwi.“ Soso…
Er hat darüber hinaus eine blühende Fantasie und weiß schon sehr früh, wie er seine Ziele erreicht. Warum auch immer, kam er auf die Idee, dass Opa ihm versprochen hatte, eine Rutschstange an sein Klettergerüst zu bauen. Um dies gebührend zu feiern, hatte er auch schon den kompletten Kindergarten zum Rutschstangen-Fest eingeladen. Mein Vater wusste nichts davon, aber die Ankündigung erzielte seine Wirkung. Es folgte der tägliche Anruf, dass wir eine Rutschstange bauen müssen. Es wäre ja nicht zu verantworten, wenn der Enkel vom Opa enttäuscht ist. Da unser Klettergerüst schon eine architektonische Meisterleistung ist und sich gefühlt mit im Rhythmus des Windes hin- und herwiegt, standen wir, bzw. mein Mann, vor einem größeren Problem. Wir machten Pläne zur Stabilisierung, guckten uns mögliche Rohre, die sich als Rutschstange eignen sollten, im Baumarkt an, entschieden uns dann für eine kostengünstigere Internet-Komplett-Variante und hofften einfach, dass alles hält. Und das tut es sogar bis heute und ist bei guten Wetter immer noch ein Highlight im Garten. Ebenso überraschte er mich auf einem Spaziergang mit unserem Hund, als er eine Fischstäbchen-Party plante. Mein Sohn isst keine Fischstäbchen, aber das war egal. Ich dachte natürlich, es ist eine fixe Idee und habe ihn erzählen lassen. Am Ende des Spaziergangs hatte er auch seine Gästeliste zusammen und Oma und Opa sollten nur 700 Kilometer für ein paar Fischstäbchen fahren. Klappt bestimmt…Am nächsten Morgen ließ er allerdings nicht locker. „Ich will für meine Fischstäbchenparty blaue Fische für die Dekoration.“ Ich staunte ungläubig. Weder hätte ich ihm zugetraut, dass er sich Gedanken über die Dekoration macht, noch dass er immer noch an seiner Fischstäbchenparty festhalten würde. Ich musste ihm leider mitteilen, dass Oma und Opa nicht kommen konnten. Er war sichtlich traurig und konsequent wie ich bin, sagte ich nur: „Aber wir können ja ein paar Freunde einladen und dann feierst du die Fischstäbchenparty mit ihnen.“ Gesagt, getan und kurz darauf tollten Jungs durchs Planschbecken, tobten durch den Garten und aßen lecker Fischstäbchen. Auch mein Sohn! Vielleicht sollte ich mal eine Gemüse-Party ausprobieren…
Meine Tochter ist 15 Monate alt und ein kleiner Wirbelwind. Während mein Sohn wohl eher zu den behäbigeren Kindern zählte und mit ein paar Monaten einfach nur gerne da lag und die Decke anstarrte, meinte meine Tochter sich bereits mit 3 Monaten fleißig drehen zu müssen. Jede Mutter, die morgens gerne mal entspannt duscht, kennt die Tücken eines mobilen Kindes. Laufen ging auch ruckzuck und derzeit befinden wir uns in der Kletterphase. Auch dachten wir immer, nach dem ersten Kind wäre unsere Wohnung kindersicher. Doch es gab noch einiges zu tun und meine Tochter zeigte uns tägliche neue Mißstände auf. Sollte der TÜV mal ein Tester für Kinderspielzeug suchen – sie wäre die richtige. Das gute an dieser Entdeckerphase ist, dass man selbst immer schön in Bewegung bleibt.
Letzte Woche hatte ich es besonders eilig, habe meine beiden in den Kindergarten bzw. die Krippe gebracht. Gerade als ich mich noch kurz mit der Erzieherin unterhalten wollte, hörten wir nur einen recht lauten Knall. Kaum im Spielraum angekommen, saßen meine beiden umgeben von gefühlt 20 Puzzeln und ebenso viel Spielen, die wild gemischt auf dem Boden verteilt waren. Ich empfand es als sehr unhöflich, wenn ich gerade jetzt gegangen wäre. Also kniete ich mich hin und begann zu puzzeln und zu sortieren. Sehr meditativ, wenn ich nicht zur Arbeit gemusst hätte. Doch ich bekam tatkräftige Unterstützung. Mein Sohn machte ein 10-Teile-Puzzle, legte es auf den Tisch und zog sich dann mit seiner Schwester zurück, um ein Buch anzugucken….